Durch den Twitter-Algorithmus wurde mir folgender Tweet in die Timeline gespült:
Meine erste Reaktion war: natürlich sehen viele schwule Männer “Transmänner” nicht als echte Männer. Ich schreibe deswegen viele, da es zumindest einige gibt, die etwas anderes von sich behaupten. Ob das wirklich so ist, lasse ich dahingestellt sein. Echte Männer schreibe ich, weil nun mal Fakt ist: “Transmänner” sind keine Männer, sondern Frauen. Ein “Neopenis” ist kein Penis - wie man hier auch unschwer sehen kann. Und wir schwulen Männer stehen nun mal nur auf die echten Männer mit echten Schwänzen.
Gefolgt wurde der obige Tweet dann von einem weiteren, der den Aspekt, über den ich heute etwas schreiben will, adressiert:
Das ist nicht transphob, sondern die Realität. Man kann die Art und Weise, wie andere Menschen einen sehen bzw. über einen denken, nicht direkt beeinflussen, erst recht nicht erzwingen oder vorgeben. Die Gedanken sind frei, niemand kann sie erraten. Und das ist auch gut und richtig so. Allein der Gedanke, die Sichtweise anderer Menschen auf diese Weise kontrollieren bzw. die “falsche” Sichtweise zum Problem machen zu wollen, zeigt, dass diese Bewegung einen totalitären Kern hat. Hier geht es um absolute Kontrolle.
Tatsache ist: wir sind die einzigen Menschen, die uns so sehen, wie wir uns selbst sehen. Jeder andere Mensch, der uns kennt, hat sein eigenes Bild von uns im Kopf, das von verschiedenen Aspekten geprägt ist - insbesondere auch von den Erfahrungen, die jeder einzelne mit uns macht. Aber eben auch den Bedeutungen, die jemand unseren Worten und Taten beimisst. Der Zeit und Intensität, mit der er oder sie sich überhaupt Gedanken über uns macht. Jeder Mensch interpretiert das, was wir sagen oder tun. Gestik, Mimik, Körperhaltung, Bewegungen, Tonfall der Stimme, Wortwahl, Blicke - all das wird von anderen wahrgenommen und interpretiert. Jeder Mensch hat seine eigene Weltsicht, seine “Brille”, durch die er die Welt sieht - und damit auch uns. Darauf direkten Einfluss nehmen zu wollen, ist sinnlos. Man kann letztlich nur mit Taten überzeugen. Die stoische Philosophie bringt das schön auf den Punkt: rede nicht darüber, was deine Philosophie ist, verkörpere sei, sei sie! Ein “Transmann” ist eine Frau, die so tut, als sei sie ein Mann (oft genug, mit “unlauteren” Mitteln; was dann noch als erfolgreiches “passing” gefeiert wird). Und das ist halt etwas grundlegend anderes, als ein Mann, der einfach ist.
Was den respektvollen Umgang angeht: Ich kann mir nur erhoffen, dass mich andere Menschen respektvoll behandeln. Oft genug tun sie das nicht. Selbst wenn man selbst durchgehend alle Menschen in allen möglichen Interaktionen respektvoll behandelte, wäre das kein Grund, anzunehmen oder erwarten zu können oder zu dürfen, dass diese es einem gleich tun. Menschen sind nun mal Menschen. Es gibt einfach Leute, die sich beständig wie Arschlöcher verhalten - und es gibt natürlich auch einfach Momente, in denen die sonst nettesten Menschen sich eben auch mal wie ein Arschloch verhalten. Das Spektrum der Verhaltensweisen und der grundlegenden Verhaltenspotentiale im Menschen ist sehr breit. Da ist “respektvoller Umgang” einfach eine angenehme Mitte. Mehr sollte man sich einfach nicht erhoffen. Oft genug ist das noch zu viel erhofft. Und auch hier hat die Stoa kluges zu sagen: man möge sich selbst gegenüber streng sein, anderen gegenüber nachsichtig. Denn schließlich wisse man ja nur zu gut, wie schwer es ist, ein konsequent guter Mensch zu sein.
Die Trans*-Bewegung im speziellen sowie die Queer-Bewegung im allgemeinen hat ein “Validierungsproblem”: diese Menschen wollen von anderen Menschen auf eine bestimmte Art und Weise gesehen werden. Alles andere ist für sie nicht akzeptabel und ein direkter Angriff gegen deren “Existenz”. Deswegen wird das Infragestellen von Genderidentitäten von Twitter auch schwerwiegender geahndet, als echte Morddrohungen. Es ist eben “wortwörtlich” Gewalt, so etwas zu tun.
Das dies keine psychologisch gesunde Sichtweise ist und daher in einem Menschen nicht auch befördert werden sollte, liegt auf der Hand: das seelische Wohlbefinden, die psychische Gesundheit, sind dann vollkommen davon abhängig, dass jemand anderes mich genau so sieht und behandelt, wie ich das von ihm erwarte. Das ist, wie oben beschrieben, so aber nicht zu erwarten. Letztlich ist es nur durch versuchten oder realen Zwang durchsetzbar.
Das ist zum einen ein schlimmer Fall von Abhängigkeit dieses Individuums, zum anderen ein verwerflicher Fall von Kontrolle anderer Menschen.
Mit in sich gefestigten Individuen, die selbstsicher und selbstbestimmt durch das Leben gehen, anderen Individuen auf Augenhöhe begegnen und mit diesen gleichberechtigte Beziehungen unter gleichwertigen Menschen einzugehen, in denen ein offener Gedankenaustausch und echte Verhandlungen über Meinungen stattfinden können, hat das überhaupt nichts zu tun. Wer solche Sichtweisen in anderen Menschen bestärkt, tut diesen Menschen damit keinen Gefallen. Und sich selbst oder der Gesellschaft als Ganzes auch nicht. Auch aus diesem Grund muss meiner Auffassung nach dieser Bewegung entschieden entgegen getreten werden.
Dieser Artikel ist widerlich.